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Picato® (Ingenolmebutat): Bewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses

Wirkstoff: Ingenolmebutat

05.05.2020 - Gutachten des CHMP

Die Risiken von Picato® zur Behandlung der aktinischen Keratose überwiegen den Nutzen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Überprüfung von Picato® mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass das Arzneimittel das Hautkrebsrisiko erhöhen kann und die Risiken den Nutzen überwiegen.

Die Bewertung umfasste die Ergebnisse einer Studie, in der Picato® mit Imiquimod (einem anderen Arzneimittel gegen aktinische Keratosen) verglichen wurde. Nach 3 Jahren entwickelten 6,3 % der mit Picato® behandelten Patienten (15 von 240 Patienten) Hautkrebs in den behandelten Hautarealen, insbesondere Plattenepithelkarzinome, im Vergleich zu 2 % der mit Imiquimod behandelten Patienten (5 von 244 Patienten).

In der Bewertung wurden ferner Daten aus Studien mit Ingenolmebutat oder dem ähnlichen Arzneistoff Ingenoldisoxat, Laborstudien und Berichte, die seit der Markteinführung des Arzneimittels eingegangen sind, berücksichtigt.

Es wurde festgestellt, dass die neueren Daten aus einer Studie zur Wirksamkeit der Behandlungen der aktinischen Keratosen mit Picato® die Beobachtung bestätigen, dass ein therapeutischer Effekt nicht dauerhaft gegeben ist. Diese Informationen sind bereits in den Produktinformationen des Arzneimittels enthalten.

Picato® ist nicht mehr in der EU zugelassen. Die Marktzulassung wurde am 11. Februar 2020 auf Antrag von LEO Laboratories Ltd, das Unternehmen, welches das Medikament vermarktet hatte, zurückgezogen.

Informationen für medizinisches Fachpersonal

  • Studien haben eine höhere Inzidenz von Hauttumoren in den behandelten Hautarealen, insbesondere Plattenepithelkarzinomen, bei Patienten gezeigt, die mit Picato (Ingenolmebutat) oder Ingenoldisoxat (ein verwandter Ester, der nicht zugelassen ist) behandelt wurden, verglichen mit wirkstofffreien Zubereitungen.
  • In den Endergebnissen einer 3-Jahres-Sicherheitsstudie an 484 Patienten wurden bei 6,3 % der mit Ingenolmebutat behandelten Patienten Hauttumore in den behandelten Hautarealen beobachtet, verglichen mit 2 % der mit Imiquimod behandelten Patienten. Der Unterschied zeigte sich beim Plattenepithelkarzinom (3,3 % gegenüber 0,4 % der Patienten) und beim Morbus Bowen (2,5 % gegenüber 1,2 %).
  • In einer gepoolten Analyse von vier 14-monatigen Studien, an denen 1234 Patienten teilnahmen, wurde eine höhere Inzidenz von Tumoren, einschließlich Basalzellkarzinom, Morbus Bowen und Plattenepithelkarzinom, mit dem verwandten Ingenoldisoxat festgestellt als mit Vehikel (7,7 % gegenüber 2,9 % der Patienten).
  • Picato® wurde bereits vom Markt genommen und stellt daher keine Behandlungsoption für aktinische Keratosen mehr dar.
  • Weitere Behandlungsoptionen für aktinische Keratosen sind topisches Diclofenac, Fluorouracil und Imiquimod sowie photodynamische Therapie, Kryotherapie, Kürettage oder chirurgische Entfernung.
  • Ärzte sollten Patienten, die mit Picato® behandelt wurden, raten, wachsam bei sich entwickelnden Hautläsionen zu sein und bei Auftreten umgehend ärztlichen Rat einzuholen. Der Zeitpunkt des Auftretens kann Wochen bis Monate nach der Behandlung liegen.

20.04.2020 - Abschluss der Überprüfung - Empfehlung des PRAC

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) schließt die Überprüfung von Picato® ab mit dem Ergebnis, dass die Risiken des Arzneimittels den Nutzen überwiegen.

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) hat bestätigt, dass Picato® (Ingenolmebutat), ein Gel zur Behandlung von aktinischen Keratosen, das Hautkrebsrisiko erhöhen kann, und kam zu dem Ergebnis, dass die Risiken des Arzneimittels seinen Nutzen überwiegen.

Dieses Ergebnis basiert auf der Überprüfung aller verfügbaren Daten über das Hautkrebsrisiko bei Patienten, die Picato® anwendeten, einschließlich der Ergebnisse einer Studie, in der Picato® mit Imiquimod (ein weiterer Arzneistoff gegen aktinische Keratosen) verglichen wurde. Die Studie zeigte ein im Vergleich zu Imiquimod erhöhtes Auftreten von Hautkrebs, insbesondere von Plattenepithelkarzinomen, in den Hautarealen, die mit Picato® behandelt wurden.

Der Ausschuss vertrat auch die Auffassung, dass ein therapeutischer Effekt nicht dauerhaft gegeben ist, und stellte fest, dass andere Behandlungsmöglichkeiten für aktinische Keratosen zur Verfügung stehen.

Picato® ist nicht mehr in der EU zugelassen. Im Januar 2020 wurde vorsorglich das Ruhen der Zulassung angeordnet, während die Überprüfung fortgesetzt wurde. Am 11. Februar 2020 wurde die Zulassung auf Antrag des Zulassungsinhabers LEO Laboratories Ltd, zurückgezogen.

Patienten, die mit Picato® behandelt wurden, sollten auf ungewöhnliche Hautveränderungen oder -wucherungen achten, die Wochen bis Monate nach der Anwendung auftreten können, und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen. Patienten, die Fragen oder Bedenken bezüglich ihrer Behandlung haben, sollten ihren Arzt oder Apotheker konsultieren.

Mehr über das Verfahren

Der PRAC hat nun die Prüfung der verfügbaren Erkenntnisse über Picato® abgeschlossen. Die PRAC-Empfehlung wird an den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA weitergeleitet, der für Fragen zu Humanarzneimitteln zuständig ist und die Stellungnahme der Agentur verabschieden wird.

Die letzte Phase des Überprüfungsverfahrens ist die Annahme einer rechtsverbindlichen Entscheidung durch die Europäische Kommission, die in allen EU-Mitgliedstaaten gilt.


13.02.2020 - Widerruf der Genehmigung des Inverkehrbringens auf Antrag des bisherigen Zulassungsinhabers

Die Europäische Kommission hat mit Entscheidung vom 11.02.2020 auf Antrag des bisherigen Zulassungsinhabers die Genehmigung des Inverkehrbringens von Picato® (Ingenolmebutat) widerrufen.

20.01.2020 - Entscheidung der Europäischen Kommission

Die Europäische Kommission hat mit der Entscheidung vom 17.01.2020 gemäß Art. 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/04 vorläufig das Ruhen der Zulassungen angeordnet. Die Arzneimittel sind ab sofort nicht mehr verkehrsfähig.

17.01.2020 - Empfehlung des PRAC

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt den Patienten, die Anwendung von Picato® (Ingenolmebutat), einem Gel zur Behandlung aktinischer Keratosen der Haut, einzustellen. Die Sicherheit der Arzneimittel wird weiterhin überprüft.

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) prüft derzeit Daten zu Hautkrebs bei Patienten, die Picato® anwenden. Die Endergebnisse einer Studie, die Picato® mit Imiquimod (einem anderen Arzneimittel gegen aktinische Keratosen) vergleicht, weisen auf ein höheres Hautkrebsrisiko im behandelten Bereich nach Anwendung von Picato® im Vergleich zu Imiquimod hin.

Aufgrund der Bedenken über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Picato® und der Entwicklung von Hautkrebs hat der PRAC empfohlen, die Zulassungen der Arzneimittel vorsorglich ruhen zu lassen, und festgestellt, dass alternative Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen.

Der PRAC wird seine Überprüfung fortsetzen. Wenn diese abgeschlossen ist, wird die EMA den Patienten und den Angehörigen der Heilberufe aktualisierte Leitlinien zur Verfügung stellen.

Informationen für Patienten

  • Es bestehen Bedenken über einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Picato® und der Entwicklung von Hautkrebs.
  • Patienten sollten Picato® nicht mehr zur Behandlung von aktinischen Keratosen anwenden, solange die Daten überprüft werden.
  • Patienten sollten auf ungewöhnliche Hautveränderungen oder -wucherungen achten und beim Auftreten neuer Hautveränderungen umgehend einen Arzt aufsuchen.
  • Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Informationen für Angehörige der Heilberufe

  • Die Endergebnisse einer dreijährigen Studie mit 484 Patienten zeigten eine höhere Inzidenz von Hautmalignomen mit Ingenolmebutat als mit dem Vergleichspräparat Imiquimod (3,3% der Patienten entwickelten Plattenepithelkarzinome im Behandlungsareal in der Picato-Gruppe gegenüber 0,4% in der Vergleichsgruppe).
  • In einer 8-wöchigen, vehikelkontrollierten Studie mit 1.262 Patienten traten Hauttumore im Ingenolmebutat-Arm häufiger auf (1% der Patienten im Ingenolmebutat-Arm gegenüber 0,1% im Vehikel-Arm).
  • Darüber hinaus traten in vier klinischen Studien mit dem verwandten Ester Ingenoldisoxat, die 1234 Patienten eingeschlossen hatten, unter Ingenoldisoxat häufiger Hauttumore auf als in der Vehikelgruppe (7,7% gegenüber 2,9% der Patienten). Da Ingenoldisoxat eng mit dem Wirkstoff von Picato® verwandt ist, wurden diese Ergebnisse in der laufenden Überprüfung von Picato® als relevant angesehen.
  • Angehörige der Heilberufe sollen die Verschreibung von Picato® einstellen und andere Behandlungsoptionen in Betracht ziehen, während die Daten überprüft werden.
  • Angehörige der Heilberufe sollen die Patienten dazu auffordern, auf neu entstehende Hautveränderungen zu achten und im Falle des Auftretens umgehend einen Arzt aufzusuchen.
  • Die EMA setzt die Überprüfung der verfügbaren Daten fort und wird weitere Informationen zur Verfügung stellen, wenn die Überprüfung abgeschlossen ist.
  • Am 27. Januar 2020 wird ein Rote-Hand-Brief versendet. Dieser wird auch auf der EMA- und BfArM- Website veröffentlicht.

Mehr zum Arzneimittel

Picato® ist als Gel erhältlich, das auf die von aktinischen Keratosen betroffenen Hautpartien aufgetragen wird. Es wird verwendet, wenn die von aktinischen Keratosen betroffene Oberhaut nicht übermäßig verhornt oder verdickt und erhaben ist. Aktinische Keratosen werden durch zu viel Sonnenlicht verursacht und können zu invasivem Hautkrebs führen.

Picato® ist seit November 2012 in der EU zugelassen.

Mehr über das Verfahren

Die Überprüfung von Picato® wurde auf Antrag der Europäischen Kommission gemäß Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 eingeleitet.

Die Untersuchung wird vom Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC), dem für die Bewertung von Sicherheitsfragen bei Humanarzneimitteln zuständigen Ausschuss, durchgeführt. Während die Überprüfung noch andauert, hat der PRAC empfohlen, die Zulassungen der Arzneimittel als vorläufige Maßnahme zum Schutz der öffentlichen Gesundheit ruhen zu lassen. Die Empfehlung wird nun an die Europäische Kommission weitergeleitet, die eine vorläufige, in allen EU-Mitgliedstaaten geltende rechtsverbindliche Entscheidung erlassen wird.

Nach Abschluss der PRAC-Überprüfung werden die Empfehlungen an den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) weitergeleitet, der für Fragen zu Humanarzneimitteln zuständig ist und eine Stellungnahme abgeben wird. Die letzte Phase des Überprüfungsverfahrens ist die Annahme durch die Europäische Kommission, deren Entscheidung in allen EU-Mitgliedstaaten rechtsverbindlich ist.

06.09.2019 - Start des Verfahrens

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) überprüft Daten zur Auslösung von Hautkrebs bei Patienten, die Picato® (Ingenolmebutat), ein Gel zur Behandlung von aktinischen Keratosen, angewendet haben. Die aktinische Keratose ist eine Hauterkrankung, die durch zu viel Sonnenlicht verursacht wird.

Auslöser für die Überprüfung waren Daten aus mehreren Studien, die eine höhere Anzahl von Hautkrebsfällen, einschließlich Plattenepithelkarzinomen, bei Patienten, die mit Picato® behandelt wurden, zeigten.

Die Produktinformation für Picato® enthält bereits einen Warnhinweis zu Berichten über das Auftreten eines Hauttumortyps (Keratoakanthom). Nach einer separaten Überprüfung wird diese Warnung derzeit aktualisiert, um Hautkrebs wie Basalzellkarzinom, Morbus Bowen und Plattenepithelkarzinom aufzuführen.

Angehörigen der Gesundheitsberufe wird empfohlen, Picato® mit Vorsicht bei Patienten anzuwenden, die in der Vergangenheit Hautkrebs hatten. Darüber hinaus sollten die Patienten weiterhin auf Hautveränderungen achten und ihren Arzt sofort informieren, wenn sie etwas Ungewöhnliches bemerken. Patienten, die Fragen oder Bedenken bezüglich ihrer Behandlung haben, sollten sich an ihren Arzt wenden

Um zu entscheiden, ob Picato® das Hautkrebsrisiko erhöht, wird der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) nun eine gründliche Überprüfung aller verfügbaren Daten, auch aus laufenden Studien, durchführen. Der Ausschuss wird die Auswirkungen der Daten auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Picato® bewerten und empfehlen, ob die Zulassung des Medikaments in der EU geändert werden sollte.

Mehr zum Arzneimittel

Picato® ist als Gel erhältlich, das auf die von aktinischen Keratosen betroffenen Hautpartien aufgetragen wird. Es wird verwendet, wenn die von aktinischen Keratosen betroffene Oberhaut nicht übermäßig verhornt oder verdickt und erhaben ist. Aktinische Keratosen werden durch zu viel Sonnenlicht verursacht und können zu invasivem Hautkrebs führen.

Picato® ist seit November 2012 in der EU zugelassen.

Mehr über das Verfahren

Die Überprüfung von Picato® wurde auf Antrag der Europäischen Kommission gemäß Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 eingeleitet.

Die Untersuchung wird vom Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC), dem für die Bewertung von Sicherheitsfragen bei Humanarzneimitteln zuständigen Ausschuss, durchgeführt, der eine Reihe von Empfehlungen abgeben wird. Die PRAC-Empfehlungen werden dann an den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) weitergeleitet, der für Fragen zu Humanarzneimitteln zuständig ist und eine Stellungnahme abgeben wird. Die letzte Phase des Überprüfungsverfahrens ist die Annahme durch die Europäische Kommission, deren Entscheidung in allen EU-Mitgliedstaaten rechtsverbindlich ist.

Weitere Informationen

Details zu dem Verfahren können unter folgendem Link bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) abgerufen werden:

Zum Rote-Hand-Brief Picato®

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